Progesteron - Gelbkörperhormon

  


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Das Hormon Progesteron wird vom Gelbkörper (Corpus luteum) im Eierstock gebildet.

Daher wird dieses Hormon häufig auch "Gelbkörperhormon" genannt.

Das Progesteron wurde 1929 von den Forschern Corner und Allen entdeckt.

Es ist das einzige Hormon der Progesteron-Familie, das bedeutet, dass es keine wirklich engen Verwandten hat. Entferntere Verwandte des Progesterons sind die Östrogene, Testosteron, Kortikosteroide, DHEA und die künstlichen Gestagene.

Progesteron kann man in vieler Hinsicht als eine Art Gegenspieler des Östrogens betrachten. Beide fördern jedoch auf der anderen Seite die Sensibilität für das jeweils andere Hormon, sodass sie sich auch in ihrer Arbeit unterstützen. Außerdem kann Östrogen aus Progesteron gebildet werden. Umgekehrt funktioniert das jedoch leider nicht.

Progesteronmangel kann schon in der Pubertät auftreten, wenn der weibliche Zyklus noch nicht eingespielt ist.

Bei vielen Frauen tritt Progesteronmangel auch in ihren fruchtbaren Jahren auf. Es tritt dann als prämenstruelles Syndrom (PMS) in Erscheinung und führt manchmal auch zu Unfruchtbarkeit.

In den Wechseljahren ist Progesteron das erste Hormon, das weniger wird. Daher ähneln die ersten Jahre des Klimakteriums häufig einem PMS als Dauerzustand.

Entstehung

Wie der deutsche Name „Gelbkörperhormon“ schon andeutet, wird Progesteron vorwiegend vom sogenannten Gelbkörper (Corpus luteum) hergestellt. Der Gelbkörper entsteht im Eierstock nach dem Eisprung aus den Resten des Ei-Follikels.

Auch von der Nebennierenrinde und anderen Geweben wird Progesteron produziert. In der Schwangerschaft stellt die Plazenta große Mengen Progesteron her.

Der Ausgangsstoff für die Progesteron-Herstellung ist Cholesterin, woran man erkennen kann, dass Cholesterin nicht nur ein Bösewicht ist. Es ist sogar für den Körper ein lebenswichtiger Stoff. (Außer bei der Hormonherstellung wird Cholesterin auch für die Zellwände gebraucht. Nur wenn zu viel Cholesterin im Blut ist, ist Cholesterin schädlich.)

Progesteron-Spiegel

Der Progesteronspiegel schwankt stark je nach Lebensphase und auch innerhalb des Monats.

In der nachfolgenden Tabelle finden Sie in der mittleren Spalte die Tagesproduktion des Progesterons in der jeweiligen Phase. In der rechten Spalte finden Sie die Normalwerte des Progesteronspiegels bei Untersuchungen des Blutserums.

 

 

Tägliche Produktion

Spiegel im Blut­serum / Plasma

Im fruchtbaren Alter:

 

 

Vor dem Eisprung

5 - 10 mg

0,2 - 2 ng/ml

Um den Eisprung

10 - 20 mg

0,8 - 3 ng/ml

Nach dem Eisprung

20 - 50 mg

3,3 - 27 ng/ml

Schwanger­schaft

bis 400 mg

4 - 200 ng/ml

Nach den Wechseljahren

10 mg

0,1 - 0,8 ng/ml

Männer

5 - 15 mg

0,2 - 1,2 ng/ml

 

Aufgabe

Die Hauptaufgabe des Progesterons besteht darin, die Gebärmutterschleimhaut auf eine mögliche Schwangerschaft vorzubereiten. Zu diesem Zweck wird die Gebärmutterschleimhaut verdickt und besonders gut durchblutet.

Wenn keine Befruchtung des Eis stattgefunden hat, lässt die Produktion des Progesterons nach einigen Tagen wieder nach und etwa zwei Wochen nach dem Eisprung wird die verdickte Gebärmutterschleimhaut abgestoßen. Dieser Vorgang stellt dann die Menstruationsblutung dar.

In einer Schwangerschaft ist der Progesteronspiegel deutlich erhöht. Das Hormon sorgt dann dafür, dass sich die Gebärmuttermuskulatur an das wachsende Baby anpasst.

Diese Aufgabe hat dem Progesteron auch seinen Namen gegeben. „Pro“ heißt nämlich „für“ oder „fördern“ und „Gestation“ bedeutet „Schwangerschaft“.

Der hohe Progesteronspiegel, der nach dem Eisprung vorliegt, verhindert unter anderem auch die Weiterreifung der Eier im anderen Eierstock, sodass es nicht zu einem weiteren Eisprung kommt. Nur selten kommt es zu mehreren Eisprüngen, was dann zweieiige Zwillinge zur Folge haben kann. Die verhindernde Wirkung auf einen weiteren Eisprung erklärt auch die verhütende Wirkung des Progesterons (und der Gestagene), wenn es als Minipille eingesetzt wird.

Außerdem hat das Progesteron zahlreiche Wirkungen im ganzen Körper (siehe unten).

Außer für die ihm eigenen zahlreichen Aufgaben, dient Progesteron als Ausgangsstoff für mehrere andere Hormone. Aus Progesteron werden unter anderem Östrogene, Testosteron und Kortikosteroide (z.B. Kortison) gebildet.

Falls ein Progesteronmangel herrscht, können daher nicht nur die Aufgaben des Progesterons unzureichend erfüllt werden. Es kann auch zu einem Mangel an den zahlreichen Folgehormonen kommen mit entsprechenden Beschwerden.

Falls ausreichend vorhanden, springt in solchen Fällen das Hormon DHEA ein, das auch ein Vorläufer für die Geschlechtshormone ist. Beim Umweg über DHEA spielen jedoch männliche Hormone eine dominantere Rolle, als wenn genügend Progesteron vorhanden ist. Daher kommt es bei Progesteronmangel häufig zu einer gewissen Vermännlichung und Frauen, beispielsweise durch Bartwuchs.

Wenn genug Progesteron im Körper vorhanden ist, werden zusätzliche Mengen dieses Hormons also in andere Hormone umgewandelt. Wenn auch diese Hormone ausreichend vorhanden sind, wird das überschüssige Progesteron in der Leber neutralisiert und über Stuhl und Urin ausgeschieden.

Wirkungen des Progesterons

Ein Teil der Wirkungen des Progesterons lässt sich direkt aus seinen Hauptaufgaben ableiten.

Außerdem hat das Progesteron noch weitere Wirkungen, die teilweise den ganzen Körper und auch die Psyche betreffen.

Progesteron hat folgende Wirkungen:

·         Vorbereitung der Gebärmutterschleimhaut auf eine Schwangerschaft

·         Anpassung der Gebärmutter an eine Schwangerschaft

·         Fördert das Leben des Embryos in der Schwangerschaft

·         Abbau der Gebärmutterschleimhaut, wenn keine Schwangerschaft vorliegt

·         Auslösung einer Menstruationsblutung

·         Schutz vor Brust-Knötchen und Brustkrebs

·         Schutz vor Krebs des Endometriums (Gebärmutterschleimhaut-Krebs)

·         Abbau von Fett zur Energienutzung

·         Erhöhung der Sauerstoffmenge in den Körperzellen

·         Förderung einer guten Stimmung (antidepressive Wirkung)

·         Stärkung der Aktivität

·         Fördert den Knochenaufbau

·         Förderung der Harnproduktion und Ausscheidung

·         Förderung des Sauerstoffs in den Zellen

·         Regulierung des Blutzuckerspiegels

·         Unterstützung der Schilddrüsenhormone

·         Vorstufe des Hormons Corticosteron.

·         Regulierung des Zink-Spiegels im Körper

·         Regulierung des Kupfer-Spiegels im Körper

·         Stärkung der Blutgefäße

·         Verringerung von Bluthochdruck

·         Stärkung der Libido

·         Stärkung des Immunsystems

·         Verhinderung von Autoimmunkrankheiten

·         Verhinderung von Allergien

Symptome bei sinkendem Progesteronspiegel

Progesteronmangel kann in mehreren Lebensphasen und Situationen auftreten.

In der Pubertät ist ein zeitweiliger Progesteronmangel sehr verbreitet, weil sich die Hormonproduktion erst einspielen muss. Viele der typischen Pubertätsprobleme hängen mit einem Progesteronmangel zusammen.

Viele Frauen haben auch im Erwachsenenalter einen mehr oder weniger ausgeprägten Progesteronmangel. Er verursacht das gefürchtete prämenstruelle Syndrom und kann auch Unfruchtbarkeit zur Folge haben.

Der Anfang der Wechseljahre ist meistens vor allem davon gekennzeichnet, dass der Progesteronspiegel allmählich sinkt. Die meisten der typischen Beschwerden dieser Lebensphase hängen mit dem Progesteronmangel zusammen.

Progesteronmangel hat meistens auch eine Östrogendominanz zur Folge, denn wenn zu wenig Progesteron zur Verfügung steht, liegt ein Übergewicht beim Östrogen vor.

Folgende Symptome sind typisch für Progesteronmangel:

·         Reizbarkeit

·         Ungeduld

·         Zornausbrüche

·         Stimmungsschwankungen

·         Schwitzneigung

·         Hitzewallungen

·         Müdigkeit

·         Kopfschmerzen

·         Geschwollene Brüste

·         Dicker Bauch

·         Gewichtszunahme

·         Vor der Periode: Gewichtszunahme

·         Bartwuchs - Hirsutismus

·         Haarausfall

·         Schmerzen bei der Periode

·         Kürzere Menstruationszyklen

·         Stärkere oder schwächere Menstruation

·         Zwischenblutungen

·         Schmierblutungen

Symptome bei erhöhtem Progesteronspiegel

Erstaunlicherweise kommt ein zu hoher Progesteronspiegel mit unangenehmen Nebenwirkungen als natürliches Phänomen so gut wie nicht vor.

Möglicherweise liegt das daran, dass Progesteron zu Östrogen oder Testosteron umgebaut wird, wenn mehr als genug Progesteron im Körper vorhanden ist.

In einer Schwangerschaft liegt die tägliche Progesteronproduktion des Körper mindestens acht Mal so hoch wie an den Tagen nach dem Eisprung. Daher kommt der Körper meistens auch mit einem erhöhten Progesteronspiegel problemlos klar.

In seltenen Fällen kann es bei einer Behandlung mit einem Progesteronpräparat, z.B. Progesteroncreme oder Progesteronkapseln zu Nebenwirkungen kommen. Dies tritt vorwiegend bei Menschen auf, die ganz besonders sensibel auf Progesterongaben reagieren. Die meisten Menschen vertragen auch starke Überdosierungen problemlos.

Erheblich häufiger kann es bei der Gabe von Gestagenen, den künstlichen Verwandten des Progesterons zu Nebenwirkungen kommen. Dies liegt daran, dass die Gestagene etwas anders aufgebaut sind als das Progesteron und daher vom Körper nicht so gut angenommen werden.

Die Beschwerden, die bei erhöhter Progesteronzufuhr auftreten können, ähneln paradoxerweise teilweise den Beschwerden bei Progesteronmangel. Dieses Phänomen haben wir aber auch schon bei den Östrogenen festgestellt. Es scheint für Hormone typisch zu sein, dass sie jeweils ähnliche Symptome hervorrufen, wenn sie aus der harmonischen Mitte geraten sind.

Folgende Symptome können eventuell bei einer erhöhten Progesteronzufuhr auftreten:

·         Müdigkeit

·         Benommenheit

·         Sehstörungen

·         Depressive Verstimmungen

·         Schwindelgefühl

·         Kopfschmerzen

 

In seltenen Fällen auch:

·         Magenbeschwerden

·         Darmbeschwerden

·         Niedriger Blutdruck

·         Allergische Hautreaktionen

·         Spannungsgefühl in den Brüsten

Gestagene

Gestagene sind relativ eng verwandt mit dem Progesteron.

Manche Ärzte behaupten, dass Progesteron zur Familie der Gestagene gehören würde. Das stimmt jedoch nur insofern, als sowohl Progesteron als auch Gestagene die Gebärmutterschleimhaut aufrecht erhalten.

Dies ist auch die Definition, die festlegt, ob ein Hormon zur Gruppe der Gestagene gehört.

Ansonsten unterscheiden sich Progesteron und Gestagene jedoch erheblich. Auch die verschiedenen Gestagene untereinander haben teilweise sehr unterschiedliche Wirkungen. Die meisten ähneln in ihrer Wirkung teilweise mehr den Östrogenen als dem Progesteron.

Trotzdem werden Gestagene von vielen Ärzten irrtümlicherweise als gleichartiger Ersatz für Progesteron betrachtet.

 Im englischen Sprachraum werden Gestagene auch "Progestine", "Progestativa" oder "Progestogene" genannt, was die Verwandtschaft zum Progesteron besonders hervorhebt.

In vielen Schriften und auch in den Köpfen zahlreicher Ärzte und Medizinjournalisten herrscht eine gewisse Sprachverwirrung, sodass Progesteron und Gestagene häufig verwechselt werden. Teilweise führt das zu erheblichen Missverständnissen.

Im Unterschied zum Progesteron kommen Gestagene nämlich nicht im menschlichen Körper vor. Sie wurden von Menschen chemisch konstruiert und künstlich hergestellt.

Eine der Folgen dieser künstlichen Zusammensetzung der Gestagene ist, dass sie, anders als Progesteron, im Körper nicht zu anderen Hormonen umgebaut werden können. Die Feinregulierung durch Umbau fällt bei ihnen weg. Es kann also leichter zu einem Überschuss der Gestagene kommen. Dadurch kommt es auch häufiger zu Nebenwirkungen.

Typische Nebenwirkungen der Gestagene sind beispielsweise:

·         Bluthochdruck

·         Kopfschmerzen

·         Schwindel

·         Nervosität

·         Depressionen

·         Stimmungsschwankungen

·         Juckreiz

·         Brustschmerzen

·         Ödeme

·         Übergewicht

·         Übelkeit

·         Schlaflosigkeit

·         Müdigkeit

·         Allergien

·         Thrombophlebitis

·         Blasenentzündung

 

Außerdem verhindert die Einnahme von Gestagenen die körpereigene Produktion von Progesteron. Es kommt also zu einem verstärkten Mangel an körpereigenem Progesteron.

Dennoch werden Gestagene häufig zur Hormontherapie und auch als Verhütungsmittel verordnet. Die Minipille besteht ausschließlich aus Gestagenen.

Das mag daran liegen, dass man als Pharmahersteller mit Gestagenen besser Geld verdienen kann als mit dem echten Progesteron. Künstliche chemische Konstrukte, die von Menschen erdacht wurden, kann man nämlich patentieren lassen. Solch ein Patent ermöglicht bessere finanzielle Gewinne als wenn man ein Mittel ohne Patent herstellt und vertreibt.

Die Tatsache, dass in der Medizin meistens Gestagene verschrieben werden, wenn es darum geht, einen Progesteronmangel auszugleichen, nützt also in erster Linie den Pharmafirmen.

Gestagene haben jedoch den Vorteil, dass man sie gut als Tablette einnehmen kann, weil sie von der Leber nicht so gut umgebaut werden können, wie das echte Progesteron. Dieser Vorteil mag zur Verbreitung der Gestagene erheblich beigetragen haben.

Für den Anwender bedeuteten Gestagene, dass sie mit mehr Nebenwirkungen zu kämpfen haben und dass die Hormone meistens nicht so verträglich wirken wie es echtes Progesteron tun würde.

Diese Nachteile der Gestagene gegenüber dem Progesteron sind vielen Ärzten bisher nicht bekannt. Das liegt vielfach daran, dass die große Bedeutung von echtem Progesteron gegenüber Gestagenen bislang auch in der medizinischen Ausbildung und Fachliteratur weitgehend ignoriert wird.

Natürliches Progesteron

Dem "natürlichen Progesteron" ist auf Seite 110 ein extra Kapitel gewidmet, wo das Hormon und seine praktische Anwendung ausführlich beschrieben wird.

An dieser Stelle hier nur einige erläuternde Zeilen, weil hier das Hormon Progesteron aus biologischer Sicht beschrieben wird.

Die Bezeichnung "natürliches Progesteron" bedeutet nichts anderes als einfach nur "Progesteron".

Das "natürlich" wird nur hinzugefügt, um das echte Progesteron von den Gestagenen abzugrenzen, die das Progesteron in gewisser Weise imitieren.

Natürliches Progesteron wird jedoch nicht von Bäumen gepflückt und auch nicht aus Frauen oder Tieren gewonnen.

Im Gegensatz zur Vorstellung, die man mit "natürlich" verbindet, wird natürliches Progesteron in chemischen Labors hergestellt.

Als Ausgangssubstanz nimmt man die Yamswurzel oder Sojabohnenextrakte. Das immerhin entspricht der Vorstellung von "natürlich".

Eigentlich bezieht sich das "natürlich" im "natürlichen Progesteron" aber darauf, dass dieses Progesteron exakt dem Progesteron entspricht, das im menschlichen Körper vorkommt. Das ist zwar eigentlich doppelt gemoppelt, weil "Progesteron" alleine schon ganz klar ausdrückt, dass es sich um das bioidentische Progesteron wie im menschlichen Körper handelt.

Es gibt nur dieses eine Progesteron. Progesteron ist immer genau identisch aufgebaut, sonst wäre es gar kein Progesteron.

Dennoch kann es nötig sein, in Hinblick auf Medikamente auf "natürlichem Progesteron" zu bestehen, um nicht Gestagene zu erhalten.


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